27-09-2017

Dominique Coulon: Mediathek Third-Place in Thionville

Dominique Coulon associés,

Eugeni Pons, David Romero-Uzeda,

Thionville,

Bibliotheken,

Ein ehrgeiziges Programm für die neue Mediathek von Thionville nach dem Entwurf des französischen Architekturbüros Dominique Coulon & associés. Eine multimediale Bibliothek, Künstlerateliers, audiovisueller Saal, Auditorium und noch vieles mehr. Aus diesem Grund definiert Dominique Coulon die Mediathek von Thionville als “dritten Ort”.



Dominique Coulon: Mediathek Third-Place in Thionville
Der Entwurf von Dominique Coulon für die neue Mediathek von Thionville in Frankreich fügt sich in ein Projekt der Stadtverwaltung ein, die sich mit dem Wandel des Konzepts des Kulturraums befasst. In dem Buch “I pubblici della cultura. Audience development, audience engagement” herausgegeben von Francesco De Biase, Antonella Agnoli nennt die Mediathek von Thionville. Hier wird erklärt, wie im Laufe der kommenden Jahre die Städte Orte brauchen, an denen sich die Menschen Teil einer kulturellen Veränderung fühlen können und die dabei neutral wirken. Um die Teilnahme an der Debatte anzuregen und um gegen die Idee anzugehen, dass Kultur nur etwas für eine reiche und glückliche Elite ist, muss man Räume gestalten, in denen die Menschen zusammen sein können bei der Ausübung verschiedener bildender Tätigkeiten und dabei von einem hohen Grad persönlichen Engagements verbunden sind.
Im Mittelpunkt des Projekts steht das Bild der Bibliothek mit den offenen Regalen, zu denen alle freien Zugang haben, um sich miteinander zu konfrontieren und die Lektüre gegenseitig zu beeinflussen. So stellt sich Dominique Coulon eine Mediathek vor, bei der alle Inhalten – gedruckt oder als audiovisuelles Material, aber auch Gelegenheiten wie Konferenzen, Musikveranstaltungen oder Workshops – ohne genaue Abgrenzungen und Unterscheidungen existieren können. Die Metapher, die er für dieses Kulturkonzept benutzt, das er als “dritten Ort” bezeichnet, ist das Band. Die vertikalen Flächen entwickeln sich nämlich wie ein Band, das den verfügbaren Raum verbreitert oder verschmälert und mehr oder weniger Licht einfallen lässt. Es schafft offene aber auch intimere Räume, es geht nach unten oder nach oben, je nach der Beziehung, die das Innere mit dem urbanen Umfeld eingeht.
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An der Place Malraux im Zentrum von Thionville gelegen, belegt die Mediathek ein quadratisches Grundstück, das von drei Straßen und einem großen Parkplatz definiert wird. Von dieser Isometrie der Seiten stammt die Idee, dass hier keine der vier architektonischen Fronten bevorzugt wird, sondern dass das “Band” der Oberflächen sich den inneren Funktionen anpasst und man auf diese Weise 4 verschiedene Frontseiten erhält.
Die sich nach hinten bewegenden externen Oberflächen, bei denen der weiße Beton sich zurückzieht und den Fenstern Platz macht in einem verführerischen Dialog zwischen Passanten und Nutzern der Mediathek, verweisen auf das Reichtum der Innenräume: Perspektiven, Kombinationen aus Leer und Voll, Wechsel zwischen gemeinsam genutzten und intimen Orten, für die Konzentration und das Lernen.
In der Mediathek von Thionville finden außer den Dokumentensammlungen, den Ausstellungsräumen, Werkstätten für verschiedene kreative Ausdrucksformen, Probesäle, besondere Bereiche zum Lesen und Spielen für Kinder und Jugendliche Platz. Ein Forum und ein Patio, der auch eine Zugangsrampe für das großzügige begrünte Dach ist. Die traditionelle Hierarchie zwischen den Funktionen und den Aktivitäten wird in Diskussion gestellt, um eine neue und nicht hierarchische Konfiguration zu finden, die allen das gleiche Recht auf Wissenszugang verleiht – von den Kindern zu den Erwachsenen, von den Gebildeten bis zu den Neulingen. 
De Architektur überdenkt das traditionelle und tief verwurzelte Konzept des Ortes der Kultur als Ort der Einsamkeit und der Konzentration auf eine präzise Funktion. Das neue Projekt kippt die Rituale: von der Ergonomie der Sitzgelegenheiten hin zur Interaktion zwischen den Programmen hin zum Konzept selbst des kulturellen Umfelds.
Die Kontiguität als Kontinuität in einer Logik der gegenseitigen Bereicherung konkretisiert die Ideen der Gastlichkeit und des Drangs zur kreativen Beteiligung, von der wir anfangs sprachen. Die Mediathek als überdachter Platz mit gesteigertem Potential. Als dritter Ort, der sich nicht definieren lässt und der weder Haus noch Arbeit, weder privat noch öffentlich ist. Wo man an der Bar etwas trinken kann, wo das Kaufen aber nicht zwingend ist, um Teil des Systems zu sein, wo man kreieren, lernen oder einfach auch nur schauen kann, ein bisschen wie auf einem großen Platz, allerdings mit sehr viel mehr Anreizen.

Mara Corradi

Architect: Dominique Coulon & associés
Dominique Coulon, Steve Letho Duclos 
Architects assistants: Gautier Duthoit
Construction site supervision: Steve Letho Duclos
Client: Ville de Thionville
Engineers and consultants:
Structural Engineer: Batiserf Ingénierie
Electrical Engineer: BET G.Jost
Mechanical Plumbing Engineer: Solares Bauen
Cost Estimator: E3 économie
Acoustics: Euro sound project
Landscape: Bruno Kubler
Address: 1 place Malraux, 57100 Thionville / Google Maps location : 49.359122, 6.161338
Surface: 4590 sqm 
Competition: October 2010
Plans and technical phases: from march 2011 to January 2012
Construction: from may 2012 to September 2016
Construction companies:
Earthworks road works (COSTANTINI), special foundations (SOLS ETANCHE BACHY), structure (CARI), metal structure (ERTCM), water proofing (SOPREMA), exterior metal joinery –glass (MGE / SOCOMET), metal works (SMF), exterior isolation and facade (ISOLA), scaffolding (KAPP), plastering (KUPELI),  interior wood joinery (HUNSINGER), concrete slab (BATI PROCARRELAGE), tiled floors (BATI PROCARRELAGE), glued floors (DEBRA), cast flooring (GUINAMIC), interior painting cleaning (APPEL), elevator (FELLER), green areas (ISS), drainage (COSTANTINI), heating ventilation (LORRY), plombing drainage (LORRY), electricity (INEO), VDI cabling (INEO), scenic works (EUROPODIUM), audiovisual scenic equipments (MICHELSONNE)
3D Animation: Brooklyn Foundry
Photography: © Eugeni Pons, David Romero-Uzeda


http://coulon-architecte.fr
http://www.centre-jacques-brel.com

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