07-02-2018

COOP HIMMELB(L)AU: PANEUM – Wunderkammer des Brotes, Asten

Coop Himmelb(l)au,

Markus Pillhofer,

Asten, Österreich,

Museen,

PANEUM - Wunderkammer des Brotes, Informationszentrum und Eventforum in Asten, Österreich, ist ein Pavillon aus Holz und Zement, der der Geschichte des Brots gewidmet ist. Entworfen von COOP HIMMELB(L)AU von Wolf D. Prix handelt es sich um eine selbsttragende Struktur organischer Form, die mit einem minimalistischen Unterbau kontrastiert.



COOP HIMMELB(L)AU: PANEUM – Wunderkammer des Brotes, Asten
Es war Peter Augendopler, der Leiter von Backaldrin Österreich The Kornspitz, der Wolf D. Prix von COOP HIMMELB(L)AU für die Realisierung von PANEUM, eine Art kleinem Brotmuseum und Wahrzeichen des Unternehmens selbst in Asten, Österreich gerufen hat. Das österreichische Büro COOP HIMMELB(L)AU hat so mit PANEUM – Wunderkammer des Brotes, den eigenen Architekturkonzepten experimentieren und das Publikum einmal mehr erstaunen können.
Auf dem Firmengelände von Backaldrin Österreich The Kornspitz Company GmbH in Asten, außerhalb des Ortes hinter der Westautobahn, empfängt das PANEUM die Besucher mit seinen in 3D mit numerisch gesteuertem Rechner gestalteten Formen. Diese kantenfreie Struktur, die keine Hauptfassade hat, sondern die Betrachtung auf 360 Grad fördert, schaut über die anderen Gebäude des Industriegebiets hinweg. Für einige sieht sie aus wie ein Brot, andere mag sie an ein Gesicht erinnern. Wie Wolf D. Prix erklärt, gibt es hier keine präzisen formale Referenz. Dank der mit Edelstahlschindeln verkleideten Oberflächen, auf denen das Licht unterbrechungsfrei entlangfließt, entsteht ein Muster aus Hell und Dunkel, das an die Stofffalten in einem Renaissance-Fresko denken lässt. Was hier in Erinnerung bleibt, ist die ständige Suche nach Bewegung.
Die Architektur besteht aus zwei wesentlichen Teilen: ein minimalistischer Unterbau, ein Kasten aus Ortbeton und Glas, in dem sich das Atrium von PANEUM sowie ein Veranstaltungssaal für maximal 120 Personen sowie Toiletten und Technikräume befinden. Der zweite Baukörper steht in deutlichem formalen Kontrast und ist eine hermetisch wirkende Metallhülle, die sich an der Modernität inspiriert aber über ein Herz aus Holz verfügt, in dem eine Art Museum untergebracht ist. Zur großen Verwunderung der Besucher ist das Tragwerk nicht aus Metall oder Beton, sondern eine selbsttragende Holzhülle, deren Formgebung durch die Verwendung von gebogenem Schichtholz ermöglicht und durch die Edelstahlschindeln betont wurde.
Wenn man den “Kasten” des Unterbaus – so definiert Wolf D. Prix diesen selbst – betritt, dann befindet man sich in einem leeren Raum, in dem sich die ganze Aufmerksamkeit auf die große Wendeltreppe konzentriert, die zu den auf zwei Etagen verteilten Ausstellungsräumen führt. Die Treppe wird von einem großen Oberlicht erhellt. Wenn man deren Stufen besteigt, gelangt man in ein künstliches Ambiente mit einem warmen umhüllenden Kunstlicht, ein unregelmäßiger kreisförmiger Raum, in dem sich die Ausstellungsbereiche gegenseitig durchdringen. Da es keine Fenster und somit auch keine Ausblicke nach Draußen gibt, versenkt sich der Besucher in das, was die Planer als die “Wunderkammer des Brots” bezeichnen.
Bezogen auf diese Inspiration hat Wolf D. Prix kommentiert: “Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, hat der Gründer von PANEUM, Peter Augendopler, lange über sein Projekt gesprochen. Es hat mich sofort an eine Wunderkammer erinnert. Es gibt ein Bild einer Wunderkammer voller Dinge, die auf dem Boden, an den Wänden, ja sogar an der Decke untergebracht sind. Manchmal erinnert mich das an Kataloge, die es heute noch gibt, wo alles Durcheinander ist. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand so einen beiseitegelegt hat, sondern die Leute stöbern herum, bis sie etwas Interessantes finden. So habe ich Herrn Augendopler gesagt, “Ich kann Ihnen eine Wunderkammer schaffen.” Und da waren wir uns einig.”
Die freie und kontinuierliche Form unterstützt das Konzept der Wunderkammer, ein Ausdruck, der zur Zeit des Barock berühmt wurde und eine wunderbare und in Staunen versetzende Sammlung von einem Thema gewidmeten Gegenständen oder Instrumenten, eine schwindelerregende Sammlung von Erfindungen mit didaktischem Zweck. Hier ist es das Thema Brot in seinen historischen und künstlerischen Deklinationen einer uralten Kultur. Skulpturen, Gemälde, interessante Gegenstände, die in einem hölzernen Vortex ausgestellt sind in dem es – so zeigt es das PANEUM – keine vorbestimmten Wege gibt, sondern die Erfahrung und das Wissen frei und persönlich gesammelt werden kann.

Mara Corradi

Planning: COOP HIMMELB(L)AU – Wolf D. Prix & Partner ZT GmbH
Beginning of the project: 2014
Completion: 2017
Client: Backaldrin Österreich The Kornspitz Company GmbH 
Design Principal: Wolf D. Prix
Design Partner: Karolin Schmidbaur
Project Lead: Friedrich Hähle, Günther Weber (until 2015) 
Project and Design Architect: Stephan Sobl
Project Team: Albara Arab, Martina Bighignoli, Daniel Bolojan, Donna Riedel, Benjamin Schmidt, Damian Witt, Denitsa Parleva, Risa Kagami
Model Building: Win Man, Nam La Chi
Site Area: 3.750 sqm
Gross Floor Area: 1.850 sqm
Building Height: 20 m
Builder: Bauunternehmen Ing. Harald Weissel GmbH
Wood Construction: WIEHAG GmbH
Shingle Façade: LUMMEL GmbH & Co. KG (glass-bead blasted) 
Steel Staircase: MetallArt Metallbau Schmid GmbH
Glass Façade Box/Sky Light Box/Cladding Collar (Elevator, Collar, Entrance): Pöttinger Metallwerkstätten GmbH

Photos by: ©Markus_Pillhofer

www.coop-himmelblau.at
https://www.paneum.at

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