11-09-2013

Brenac + Gonzales: Berufsschulzentrum in Gennevilliers

Brenac & Gonzalez & Associés,

Paris,

Schule, Institutionen,

Gennevilliers ist ein Vorort im Norden von Paris, in dem ein wichtiges Projekt mit sozialem Hintergrund steht. Das Architekturbüro Brenac + Gonzales hat hier ein Berufsschulzentrum errichtet, das zu einer urbanen Landmarke wird: Der Bedarf nach territorialen und kulturellen Bezugspunkten ist hier sehr stark. Zwei Bauwerke mit einem ausgeprägten materischen Aspekt beherbergen die Klassenzimmer, in denen das Handwerk der örtlichen Tradition unterrichtet wird.



Brenac + Gonzales: Berufsschulzentrum in Gennevilliers
Eine Hülle aus Terrakotta verkleidet die beiden Baukörper des neuen Berufsschulzentrums nach einem Projekt von Brenac + Gonzales atelier d’architecture. Diese Volumen werden durch einen offenen und erhöhten Hof verbunden. Die Form der Gebäude spielt auf die der herkömmlichen Werkstätten und auf die Fabriken an, die hier ? wie anderswo ? die Peripherie der Großstädte markiert haben, als Wahrzeichen für Arbeitsplätze und der produktiven Vitalität.
Der Wettbewerb, den der CCI Région Île-de-France im Jahr 2007 ausgeschrieben hatte, forderte ein neues Schulgebäude, das zu einem gesellschaftlichen Bezugspunkt für die Stadt werden sollte, die sich an den Rändern der nördlichen Peripherie von Paris befindet. Der heutige Mangel an Arbeitsplätzen steht im Kontrast zu einer Vergangenheit im Zeichen der Gewerkschaften und einer blühenden politischen Aktivität. Die Stadt brauchte also einen Ort, der nicht einfach nur eine Schule sein sollte, sondern eine Landmarke, ein optischer und sozialer Anhaltspunkt für die vielen jungen Menschen mit Migrationshintergrund.Die beiden von Brenac + Gonzales entworfenen Volumen gehen in die Länge und nutzen dabei die gesamte Größe des Grundstücks, das durch die Eisenbahn an einer Seite allerdings in der Breite eingeschränkt ist. Das Bild der Baukörper ist kompakt, was der einfarbigen Verkleidung aus Terrakotta zu verdanken ist, die sich auch auf die Überdachung erstreckt.  Das Dach allerdings zeigt mit seinen Höhenunterschieden den gestalterischen Wunsch, die monolithische Vision des Industriebauwerks zu unterbrechen - zugunsten einer komplexen Mehrzweckarchitektur, die den zeitgenössischen räumlichen Bedürfnissen entgegenkommt. Wenn man das Projekt im Querschnitt betrachtet, dann wirkt es extrem leicht und luftig: Der offene Hof im ersten Stock verbindet die beiden Blöcke, während die quer verlaufenden Frontseiten verglast sind und den Blick auf die Innenräume öffnen und somit die Beziehung zwischen dem Bauwerk und der Umgebung ausgleichen. Unregelmäßige Öffnungen in den Terrakotta-Fassaden sind wie Breschen, die tagsüber das Licht in das Schulgebäude bringen und nachts durch das Kunstlicht im Inneren anhaltende Dynamik vermitteln.
Jedes der hier unterrichteten Handwerke wird durch eines oder mehrere Elemente der Architektur versinnbildlicht. Der Metallbau findet sich in den Details bei der Verlegung der Terrakotta-Verkleidung, die Tischlerei in der Schichtholzstruktur des Turnhallendachs und in der Zwischendecke des überdachten Eingangsweges. Auch der Betrieb und die Instandhaltung der Aufzüge wird gezeigt. Diese befindet sich im Ostflügel eines der beiden Blöcke und kann durch die raumhohe Verglasung einer der Frontseiten auch von Außen betrachtet werden. Die Architekten benutzen hier wie bei den anderen Tätigkeiten die Metapher der Swatch-Uhr, die stolz ihr Uhrwerk zeigt.


Aus den Grundrissen kann man entnehmen, dass das Erdgeschoss der beiden Blöcke, die sich in der Mitte, hinter der großen Eingangshalle vereinen, komplett den Büros gewidmet ist. Diese sind mit Hilfe eines Farbschemas angeordnet, welches dem besseren Raumverständnis dient: Orange kennzeichnet beispielsweise einige der Wege und trennt die verschiedenen Arbeitsbereiche voneinander. Eine Zwischenetage, die auf den ersten Stock blickt, verleiht den Werkstätten doppelte Raumhöhe. Der erste Stock ist zwischen den Klassenzimmern, den Verwaltungsbüros und dem großen Hof im Norden aufgeteilt. Dieser Hof, der im Freien die beiden kompakten Blöcke in Verbindung setzt, ist das markanteste Element der Öffnung zur Umgebung. Eine Umfriedung schützt diesen allerdings vor dem Lärm der Eisenbahn. Zum Teil mit Holzfußboden gestaltet, teilweise bepflanzt, handelt es sich hier um den Pausenbereich der Schule, aber auch um eine Pufferzone für einen eventuelle späteren Ausbau.

Mara Corradi

Entwurf: Brenac + Gonzales atelier d’architecture
Projektleitung: Mathieu Garcia
Bauträger: CCI Région Île-de-France
Ort: Gennevilliers,  Île-de-France (Frankreich)
Akustik: ABCDécibel
Bruttonutzfläche: 7.820 m2
Wettbewerb: 2007
Planungsbeginn: 2007
Ende der Bauarbeiten: 2012
Außenverkleidung und Überdachung aus Terrakotta
Bodenbelag im Hof aus Holz
Bildnachweis: © Sergio Grazia, Photec Production

www.brenac-gonzalez.fr


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