29-09-2017

BIG-Bjarke Ingels Group: Tirpitz, Museum des Atlantikwalls

Blåvand, Dänemark,

Mit der Sanierung des Bunkers Tirpitz in Varde gestaltet BIG-Bjarke Ingels Group ein multimediales und interaktives Museum über die Geschichte des Atlantikwalls und der Westküste von Dänemark. Das Museum des Bunkers Tirpitz von BIG verwandelt die Erinnerung in eine immersive Erfahrung.



BIG-Bjarke Ingels Group: Tirpitz, Museum des Atlantikwalls
Im Mittelpunkt eines ehrgeizigen Projekts der Gemeinde Varde an der Westküste Dänemarks steht der Bunker Tirpitz des Atlantikwalls, Ausgangspunkt für die Entwicklung des von BIG-Bjarke Ingels Group konzipierten unterirdischen Museums. 
Als Sieger des 2012 von der Gemeinde ausgelobten Wettbewerbs und finanziert von A. P. Møller und der Stiftung Chastine Mc-Kinney Møller, der Stiftung Nordea, der Stiftung Augustinus und der Gemeinde Varde selbst, setzt der Plan von BIG-Bjarke Ingels Group bei der funktionalen Sanierung eines der zahlreichen Bunker des Atlantikwalls der Nazis an, um diesen in einen Ort mit High-Tech-Unterhaltung umzugestalten.
Der Atlantikwall, den Hitler zur Verteidigung der nordwestlichen Küstenlinie von Norwegen bis nach Frankreich errichten ließ, war ein Befestigungssystem zum Schutz vor der vorgesehenen Landung der Alliierten, die dann 1944 in der Normandie zwischen Ouistreham und der Halbinsel Cotentin erfolgte. Auch wenn aufgrund des Geldmangels die Befestigung der europäischen Küsten nie vollendet wurde, so finden sich noch heute Bunkerruinen aus der Nazizeit und einige von diesen wurden in Orte der Erinnerung und Museen verwandelt.
BIG macht einen anderen Vorschlag, denn hier wird die Aufmerksamkeit nicht auf den historischen Ort und von daher auf die Vergangenheit gerichtet, sondern mit dem Ausbau der unterirdischen Anlage wird das Interesse auf die Gegenwart gelenkt, wo man einige der Erfahrungen als aktuell erleben kann. Es handelt sich hierbei um einen sehr modernen Ansatz an die Museumsthematik, wie wir vor Kurzem anhand der immersiven Rekonstruktion der Grotte von Lascaux in Montignac, Frankreich durch das Team unter der Leitung von Snøhetta sehen konnten. 
Die neue Anlage, die nördlich des Bunkers zu finden ist und aus dem Erdreich wie ein an den vier Ecken offener Erdklumpen hervorsteht, setzt sich aus ebenso vielen unterirdischen Bereichen zusammen, in denen die immersiven Umgebungen bezüglich der Geschichte dieses Ortes angelegt sind. Die Gestaltung der permanenten und temporären Ausstellungen durch das Büro Tinker Imagineers umfasst technologische Rekonstruktionen des Verteidigungssystems des Atlantikwalls, erzählt aber auch die Geschichte des sogenannten “dänischen Golds” also des Bernsteins, den man in dieser Gegend häufig findet sowie andere Geschichten von der dänischen Westküste, wobei die Besucher Teil eines sehr involvierenden multimedialen Spektakels sind. Auf die gleiche Weise wird auch die Erfahrung des eigentlichen Bunkers Tirpitz behandelt. Ein kubischer Baukörper mit 3,5 Meter dicken Wänden, der mit dem Neubau über einen unterirdischen Tunnel verbunden ist, dessen beeindruckende und unverputzte Struktur durch ein Beleuchtungssystem belebt wird, das von den Besuchern aktiviert wird und das es diesen ermöglicht, die Lebenserfahrung im Bunkerinneren nachzuempfinden.
Angesichts der Idee des Museums nicht als Denkmal der Erinnerung sondern als ein Ort der lehrreichen Unterhaltung, besteht der unterirdische Neubau aus 4 Bereichen, die mit Glas- und Stahlwänden aus dem Erdreich herausragen, aufeinander schauen und in einem zentralen Platz zusammenkommen, der die Anordnung der Innenräume bestimmt. Wuchtige Betondecken, die bis zu 36 Metern auskragen, liegen über Fassaden aus 6 Meter hohen Glaspaneelen, die die Ausstellungsräume aufreißen und das Licht eindringen lassen. Der Beton des Bunkers ist noch vorhanden, doch mit dieser offenen und zum Himmel strebenden Struktur scheint sich das Projekt von diesem absetzen zu wollen um eine westliche Moderne zu verfolgen. 

Mara Corradi

Architects: BIG-Bjarke Ingels Group
Partners in charge: Bjarke Ingels, Finn Nørkjær
Project leader, concept: Brian Yang 
Project leader, detailed design: Frederik Lyng
Project manager: Ole Elkjær-Larsen
Team: Jakob Lange, David Zahle, Andreas K. Pedersen, Tore Banke, Snorre Emanuel Nash Jørgensen, Michael Andersen, Hugo Soo, Marcella Martinez, Geoffrey Eberle, Adam Busko, Hanna Johansson, Jakob Andreassen, Charlotte Coco, Mikkel Marcker Stubgaard, Michael Schønemann Jensen, Alejandro Mata Gonzales, Kyle Thomas David Tousant, Jesper Boye Andersen, Alberte Danvig, Jan Magasanik, Enea Michelesio, Alina Tamosiunaite, Ryohei Koike, Brigitta Gulyás, Katarzyna Krystyna Siedlecka, Andrea Scalco, Tobias Hjortdal, Maria Teresa Fernandez Rojo
Collaborators: AKT, Lüchinger+Meyer, Tinker imagineers, Kloosterboer Decor, BIG IDEAS, Fuldendt, COWI, Svend Ole Hansen, Gade & Mortensen Akustik, Bach Landskab, Ingeniørgruppen syd, Kjæhr & Trillingsgaard, Pelcon Client: Varde Museums
Location: Blåvand, Denmark
Gross useable floor space: 2800 sqm
Competition: 2012
Completion of work: 2017
Photographs: © Rasmus Hjortshoj/CoastArc
 
www.tirpitz.dk
www.big.dk
http://vardemuseerne.dk/museum/tirpitz/

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