21-10-2016

Architekturen Olivetti in Ivrea, das 20. Jahrhundert in Italien.

Ignazio Gardella,

Gianluca Giordano,

Mailand,

Buros, Sport & Wellness, Kindergärten,

Preis, Ausstellung, Messen,

Von der rationalistischen Architektur zum Industriedesign, 1930 bis 1960.



Architekturen Olivetti in Ivrea, das 20. Jahrhundert in Italien.

Adriano Olivetti hat sich als erster italienischer Industrieller mit Umweltproblemen befasst und sich um den Schutz des Gebiets und um eine nachhaltige Entwicklung gekümmert. Er verwies auf die begrenzter Verfügbarkeit der natürlichen Ressourcen und setzte sich direkt bei Initiativen ein, die er als für die Gemeinschaft nützlich erachtete.

Zu besichtigen:
MAAM – Museum für Moderne Architektur von Ivrea
Ein Spaziergang durch die Bauwerke, die uns Adriano Olivetti hinterlassen hat, ist wohl die beste Methode, um die Träume und die Projekte eines Mannes zu verstehen, der zu den feinsten Gehirnen seiner Zeit gehörte. Das im Jahr 2001 eingeweihte “Museum” erzählt anhand eines rund 2 km langen Wegs vom Abenteuer Olivettis: von den Konstruktionen der Architekten Figini und Pollini, dem Olivetti-Werk, dem Kinderhort, dem Wohnhaus mit 24 Wohneinheiten und den Sozialeinrichtungen hin zur Kantine nach dem Entwurf des Architekten Ignazio Gardella und zu den Häusern der Architekten Nizzoli und Oliveri, von Eduardo Vittoria (darunter das Forschungs- und Erfahrungszentrum aus dem Jahr 1955) und den Projekten der Architekten Gabetti und Isola, darunter der im Erdreich eingelassenen “Halbmond” (Talponia) der Wohneinheit West, nicht zu vergessen die neueren Bauwerke, wie das Bürogebäude 2 des Architekten Gino Valle.

Via Jervis, an der die Fabrik Olivetti (gegründet im Jahr 1896) steht, ist die wichtigste Achse eines verzweigten und ausgestatteten Weges, den man zu Fuß gehen kann und der sich auf die Hügel rechts und links des Fabrik erstreckt. An den strategischen Stellen des Weges stehen Schilder, die den Besuchern die wichtigsten Informationen zu den Bauwerken geben. Auf der einen Seite ermöglicht es dieser Weg, insgesamt die Naturschönheit des Ortes zu bewundern, die auch zu den Hochzeiten des Werkes bewahrt wurde und heute durch die Deindustrialisierung betont wird. Ein Umfeld, in dem die Bauten wie die „Bilder einer Sammlung“ verteilt sind.

Kinderhort - Luigi Figini und Gino Pollini
Im Jahr 1941 wurde der Kinderhort für die Kinder der Olivetti-Beschäftigten in Borgo Olivetti in Ivrea eröffnet. Die Architekten Luigi Figini und Gino Pollini haben praktische Räumlichkeiten entworfen, die sich in rationalistische und mit lokalem Stein verkleidete Quader gliedern. Der Garten folgt den Kurven des Gesteins während sich die Verteilung im Inneren auf die verschiedenen Aktivitäten konzentriert und später zum Modell wird. Es wurden extra Holzspielzeuge wie die Elefantenrutsche und die großen Körbe mit Rädern für den Kindertransport gestaltet.

Forschungs- und Erfahrungszentrum (Centro studi e esperienze) - Eduardo Vittoria
Das Forschungszentrum wurde 1955 eröffnet. Es handelt sich um eine rationelle Struktur als Ergebnis einer langen Untersuchung. Die Struktur hat eine freie und bewegte Form, ist aber nach einem Kreuz entsprechenden geometrischen Linien geordnet. So entstehen vier asymmetrische Arme, die von einem zentralen Körper abgehen. Der Architekt Eduardo Vittoria hatte sehr viel Entscheidungsfreiheit. Es gab hier keine Probleme bezogen auf Raum oder Formen, sondern nur im Hinblick auf die Nähe zu den Bauwerken der Architekten Figini und Pollini, wo gerade Erweiterungen stattfanden, was eine zufriedenstellende Lösung erschwerte. Der Architekt Eduardo Vittoria ließ sich, wie er selbst in der Zeitschrift “L’Architettura” &ndash schrieb, von den großen Meistern inspirieren: “die Raumgestaltung von Wright, die sprachliche Strenge eines Mies van der Rohe, die italienische Tradition des 18. Jahrhunderts, von Vanvitelli bis Valadier”. Er ist überzeugt, dass “es in der modernen Architektur nichts Neues zu erfinden gibt, sondern dass es hier im Gegenzug die Motive zu vertiefen gilt, welche die großen Meister bereits erarbeitet haben”.


Kantine (La Mensa) - Ignazio Gardella
Der Architekt Ignazio Gardella, der im Jahr 1955 den Landespreis für Stadtplanung und Architektur Olivetti gewonnen hatte, hat die neue Kantine für die Olivetti-Angestellten entworfen. Die Wahl des Standorts fiel auf eine Grünfläche am Fuße des Hügels in der Nähe des Konvents von Ivrea, des alten Wohnsitzes der Familie Olivetti und nur wenige Meter von der Fabrik entfernt. Das Unternehmen erachtete es als wichtig, dass die Beschäftigten nicht nur ein gutes Essen erhielten, sondern auch Blick und Geist durch das Eintauchen in die Natur entspannen konnten. Um die Mittagspause noch schöner und angenehmer zu gestalten, wurde die Kantine mit großen Fenstern versehen, um die Aussicht genießen zu können. Das Bauwerk wurde im September 1959 eröffnet. Es besteht aus zwei Kellergeschossen und zwei Obergeschossen, in denen sich die Küchen bzw. die Speisesäle befinden.

Bürogebäude (Palazzo Uffici) - Annibale Fiocchi, Marcello Nizzoli und Gian Antonio Bernasconi
Die Baustelle des Gebäudes, das Sinnbild der Firmenleitung von Olivetti, wurde erst 1961, nach Adrianos Tod begonnen und drei Jahre später fertig gestellt. Der Entwurf stammt von den Architekten Annibale Fiocchi, Marcello Nizzoli und Gian Antonio Bernasconi, die gleichen Autoren wie für die Olivetti-Büros von Via Clerici in Mailand aus dem Jahr 1954. Der Grundriss besteht aus drei “Armen”, die in einem zentralen Element verankert sind. Ein klarer Verweis auf andere Projekte, wie der von Eduardo Vittoria für das Forschungs- und Erfahrungszentrum. Anhand der Gliederung der Baukörper sucht das Gebäude einen Dialog mit dem Umfeld, der allerdings an 1986 nicht mehr vorhanden ist, als ein zweites Bürogebäude nach einem Projekt des Architekten Gino Valle gebaut wurde. Der Eingang des Gebäudes zeichnet sich durch eine große Wendeltreppe auf sechseckigem Grundriss aus, durch die Dekorationen und Wandbilder von Nizzoli und dem Basrelief von Andrea Cascella. Die unterschiedliche Ausrichtung der Fassaden hat den Planern eine Variation der Fensteranordnungen suggeriert. Die Fenster nach Osten und Nordosten sind Außen positioniert, die Fenster nach Südwesten und Nordwesten Innen. Dadurch ergeben sich differenzierte Frontseiten, die an die Studien der Architekten Nizzoli und Oliveri für die Wohnanlage mit 18 Wohnungen erinnern, die am Corso Jervis fast gegenüber des Bürogebäudes errichtet wurde. Diesen entsprechen homogenere Kopfseiten, was mit dem besonderen Schnitt der Baukörper zusammenhängt.

Dauerausstellung “Hundert Jahre Olivetti, das Industrieprojekt”
Diese Ausstellung wurde vom historischen Archiv Olivetti im Jahr 2008 eingerichtet. Sie gestattet eine Rekonstruktion der Epoche eines absolut fortschrittlichen Unternehmens, nicht nur auf dem Gebiet der Technik und der sozialen Verantwortung, sondern auch bezogen auf den Geschmack und den Export des “Made in Italy”.

Museum Tecnologicamente
Dieses Museum dient nicht nur der Aufbewahrung sondern vor allem den Tätigkeiten – mit Schulungen, Wanderausstellungen, Workshops und künstlerischen Projekten, damit alle von den großen technischen Neuerungen Nutzen ziehen können.


Wohneinheit West
Auch wenn dieses Bauwerk erst zehn Jahre nach dem Tod von Adriano Olivetti realisiert wurde, ist Talponia (talpa, der Maulwurf, in Anspielung auf die Ähnlichkeit mit einem Maulwurfshügel, so der Spitzname, den die Einwohner Ivreas dieser Architektur verliehen haben) eine ganz besondere architektonische Realität, an der Grenze zur Utopie. Unter die Erde gegraben, aus zeitgenössischen Baumaterialien und mit der Umgebung verschmilzt, handelt es sich hierbei um einen der von Olivetti inspirierten baulichen Höhepunkte.

Rathaus und Stadtzentrum von Ivrea
Adriano Olivetti liebte seine Gegend nicht nur sehr, sondern war auch Bürgermeister von Ivrea. Ein Spaziergang durch das Zentrum dieser uralten Stadt ist eine weitere Bereicherung für den Besucher im Dialog zwischen neuerer und älterer Vergangenheit und Gegenwart. In der Altstadt steht das Krankenhaus nach einem Entwurf der Architekten Gardella und Magnaghi; die Vororte von Canton Vesco wurden von den Architekten Annibale Fiocchi, Marcello Nizzoli, Gian Mario Olivieri, Ludovico Quaroni, Mario Ridolfi und Wolfgang Frankl gestaltet, ebenso wie Canton Vigna, Bellavista, Cirst. Alle diese Gegenden gehören zu den Wegen des MAAM, das seinen eigentlichen Schwerpunkt allerdings in der Via Jervis hat.

Essen.
La Mugnaia – der Name stammt von einer historischen Figur des berühmten Karnevals. Ein angenehmer Ort, der im Sommer über einen kleinen und gestylten Platz im Freien verfügt. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es gibt zwei verschiedene Menüs, die Küche ist faszinierend, witzig und kreativ, doch immer im Rahmen des Machbaren.

Bilder: (c) Gianluca Giordano


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